Camino Ingles ab A Coruna
1. Etappe: A Coruna - Sarandons (26,0 km)
Ich bin ab 5.50 Uhr wieder Pilger. Um 6.20 Uhr verlasse ich mein Hotel und gehe zum Bahnhof. Um ein 6.40 bekomme ich dort ein kleines Frühstück und pünktlich um 7.06 Uhr fährt mein Zug in Richtung A Coruna ab, das ich 4 Minuten zu früh erreiche. Hinter mir erwachen zwei Spanier, Vater mit Sohn. Frage an mich: Sind wir schon in Santiago? Nein, wir waren vor 40 Minuten in Santiago ...
Vom Bahnhof in A Coruna fahre ich weiter zur Santiago-Kathedrale. Die ist natürlich gegen 8.00 Uhr noch geschlossen. Gleich nebenan finde ich eine offene Bar, wo es ein zweites kleines Frühstück gibt. Dann geht es los. Nach meinen Unterlagen stehen heute mindestens drei Santiagokirchen auf dem Programm. Die erste war schon geschlossen. Wie viele werden heute noch offen sein? Keine! Dank der guten Beschreibung und meiner GPS-Daten komme ich gut voran. In O Burgo kehre ich zu einem kleinen Cafe ein. Der Paseo colesterol ist gut begangen. Raimund Joos hat mit seiner Bezeichnung absolut recht. Die Santiagokirche in O Burgo ist geschlossen. Immer weiter geht es bis mich ein Flugzeug im Tiefflug - nur wenige Meter über Kopfhöhe - überholt. Ich bin am Flughafen von A Coruna angekommen. Auch in Sigras ist die Kirche geschlossen. Dafür sehe ich heute sehr viele Monolithen mit Kilometerangabe. Bei Pontido quere ich die Autobahn über eine Brücke und bin etwas verwirrt. Ein Monolith zeigt mir noch 58 km an, das Autobahnschild sagt noch 71 km bis Santiago. Ich galube mich zu erinnern, dass bisher Camino-Kilometer länger waren als Autobahn-Kilometer. Abgesehen von sehr vielen Hunden, die mich nicht ögen, geht es sehr schnell voran. Der Rastplatz in A Lameira ist wirklich sehr schön; man muss aber tatsächlich aufpassen, dort nicht vorbeizulaufen. Die neue Herberge in Segunde existiert. Sie sieht sehr gut aus. Die Telefonnummer lautet: 616 728 143 (Stand: 02.01.2015!). Öffnungszeiten: 13.00 Uhr - 22.00 Uhr. Über Santa Baja de Canas pilgere ich weiter nach Sarandons. Hier kehre ich in der ersten Bar ein und versuche über eine Stunde lang vergeblich mein Casa rural anzurufen. Beide Nummern sind tot. Irgendwann bin ich so genervt, dass ich mir ein Taxi kommen lasse. Gegen 16.00 Uhr lande ich doch noch wohlbehalten im Casa Anton Veiras. Die dortige verschlafene Reaktion: "Perdon". Wie üblich folgt nun Duschen und Waschen. Das Abendessen ist wie bisher sehr heiß und reichlich. Ebenso läuft die Heizung nur ganz kurz und die Nacht ist wieder sehr kalt.
Start an der Jakobuskirche in A Coruna
2. Etappe: Sarandons - A Calle (22,9 km)
Nach zeitigem Aufstehen bekomme ich um 7.30 Uhr mein Frühstück, werde nach Sarandons zurückgebracht und kann gegen 8.15 Uhr starten. Es regnet leicht, was in Galicien ja auch zu erwarten war. Kurz vor Santa Marina de Baira soll man angeblich wunderschön den zurückgelegten Weg ab A Coruna sehen. Ich sehe im Nieselregen und Nebel leider nichts. In As Travesas kehre ich kurz ein. Ein Tipp: Nach einem kurzen Blick in den "Servicio" verschwinde ich ganz schnell. Dann komme ich an die mir wohlbekannte Stelle, wo sich die beiden englischen Wege vereinigen. Ab jetzt ist mir mein weiterer Weg bekannt. Das Wetter wird besser. Ich durchquere Bruma. Auch heute ist die Albergue noch geschlossen. Daher ist auch heute in der Herberge kein Stempel zu bekommen. Einen Cafe bekomme ich leider auch nicht. dafür begleiten mich in Bruma zwei ganz liebenswüdige Hunde ein Stück meines Weges. Irgendwann kehren sie wohl aus lauter Langeweile um. Wie schreibt Raimund Joos so schön: "Die Infrastruktur ... ist etwas karg." Ich ziehe über Seixo, Ardemil, Mamoas, Porto und Carballeira nach A Rua. Beide Bars haben geöffnet. Ich besuche beide. Vom Preis her liegen sie nahe beieinander. Auf dem dortigen Friedhof treffe ich zwei Frauen und frage, ob die Kirche geöffnet sei. Natürlich ist sie nicht offen. Die kleine Landstraße nach Vilarino scheint mir heute etwas stärker befahren zu sein, aber insgesamt ist es kein Problem. Gegen 13.20 Uhr passiere ich das Casa Anton Veiras. Ich schaue kurz vorbei.Wir vereinbaren, dass ich um 14.00 Uhr in A Calle abgeholt werde, was auch funktioniert. Wie üblich hier ist mein Zimmer kalt; wie üblich ist das Abendessen mehr als ausreichend und auch sehr heiß.
Am frühen Morgen unterwegs
3. Etappe: A Calle - Santiago (30,6 km)
Um 6.40 Uhr Uhr stehe ich auf und versuche wie vereinbart um 7.30 Uhr mein Frühstück zu bekommen. Das ganze Haus ist dunkel. Es ist nichts zu hören. Um 8.00 Uhr rufe ich im Haus den Hausherrn an, der relativ schnell völlig verschlafen erscheint. Sein Kommentar: "Perdon". Ich verzichte auf das Frühstück und lasse mich nach A Calle bringen. Dort starte ich zu meiner letzten, relativ langen Etappe. Diesen Weg bin ja vor vier Tagen schon einmal gegangen. Ich will aber nicht mogeln und alles nochmal pilgern. Die Strecke bietet abwechselnd Asphalt und schöne Wald- und Wiesenwege. Und das trotzt der Nähe zu Santiago. Am Morgen ist es stark bewölkt, aber es regnet nicht. Im Laufe des Tages wird es schöner und wärmer. In Sigueiro ist "meine" Bar leider geschlossen. Einige Meter weiter finde ich am relativ frühen Sonntagmorgen eine geöffnete Bar. Ich bekomme auch einen Cafe con Leche, aber keinen Stempel. Die Kirche am Ortsende ist auch am Sonntag geschlossen. Also "düse" ich weiter. Nach Marantes soll ich ja nach Überqueren (richtigerweise Unterqueren) der Nationalstraße 550 auf die Markierungen aufpassen. Ich habe keine Probleme, den von Raimund Joos beschriebenen "neuen" Weg zu finden. Er ist gut markiert. Am Rande des Industriegebietes von Santiago treffen der alte und neue Weg wieder zusammen. Am heutigen Sonntag ist hier absolut kein Verkehr, also alles ganz entspannt. In santiago beschließe ich dann die Variante durch die Altstadt zu gehen. Wie so oft in den letzten Jahren stehe ich wieder einmal vor der großen Kathedrale. Der Besuch im Pilgerbüro klappt heute ganz besonders gut. Offensichtlich sind sie wieder umgezogen. Ich werde nun im Erdgeschoss bedient. Ich bin einziger Pilger. Ich gehe zu einer Dame, die nach einem Blick in mein Credenzial meint: dann können wir ja deutsch reden! Sie kommt aus der Schweiz, sogar aus derselben Kirchengemeinde in der heute noch Frau Aebli aktiv ist. So klein ist die Welt. Nachmittags verabschiede ich mich vom hl. Jakobus, gehe bei einem Asiaten einen Döner essen und bin kein Pilger mehr.
Sigueiro
05.01.2015
Um 7.00 Uhr verlasse ich mein Hotel Avenida, lasse mich zum Flugplatz bringen, wo mein Flieger etwa 20 Minuten zu früh startet. Offensichtlich waren alle Fluggäste anwesend. Nach einer endlos erscheinenden Wartezeit geht es dann von Madrid am Abend weiter nach Deutschland. Gegen Mitternacht bin ich wohlbehalten wieder zu Hause.